Medikamentenabhängige schwangere Frauen, Mütter und ihre Kinder

gefördert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen, Laufzeit 2014-2019

Von problematischem bis abhängigem Medikamentenkonsum sind Schätzungen zufolge 1,1 bis 2,6 Mio. Menschen in Deutschland betroffen. Damit steht die Medikamentenabhängigkeit nach der Alkoholabhängigkeit an zweiter Stelle der Abhängigkeitserkrankungen. Der Frauenanteil wird mit 60-70% beziffert. Dieser hohen Prävalenz steht eine geringe sowohl stationäre als auch ambulante Behandlungsprävalenz gegenüber. Über problematischen Medikamentenkonsum in der Schwangerschaft liegen so gut wie keine Erkenntnisse vor; ebenso wenig über die Situation der konsumierenden Frauen, die mit Kindern zusammen leben.

Den mit diesen Daten verbundenen Handlungsbedarf greift das seit 2014 geförderte Projekt „Medikamentenabhängige schwangere Frauen, Mütter und ihre Kinder“ auf. Ziel ist, vorhandenes Wissen aufzubereiten und zu systematisieren, die Vernetzung der verschiedenen Akteur*innen des Hilfesystems zu fördern und die weitgehende „Leerstelle“ im Versorgungs-und Hilfesystem mit Handlungsempfehlungen und Konzepten für die bedürfnisgerechte Versorgung medikamentenabhängiger Frauen zu füllen.

In der ersten Projektphase (2014-2017) wurden der wissenschaftliche Erkenntnis- und Forschungsstand aufgearbeitet und Expert*innen im Themenfeld Sucht, Suchtselbsthilfe, psychosoziale Beratung sowie gesundheitliche und geburtshilfliche Versorgung befragt. Es konnte festgestellt werden, dass über die Zielgruppen wenig bekannt ist, betroffene Frauen schlecht oder gar nicht erreicht werden, es keine spezifischen Angebote für sie gibt, die Konsumierenden sich selbst nicht als abhängig definieren und auch vom Hilfesystem nicht als solche identifiziert werden.

Für die zweite Projektphase (2017-2019) wird daher zur Perspektive der Betroffenen gewechselt. Mit Hilfe qualitativer Interviews werden Erkenntnisse zu Lebenssituationen, abhängigkeitsbezogenen Biografien, Erfahrungen mit Hilfesystemen, hinderliche und förderliche Faktoren bezüglich des Zugangs zu den Hilfesystemen sowie zu Unterstützungsbedürfnissen generiert. Potenzielle Interviewpartnerinnen wurden mittels eines Infoblattes, das über Multiplikator*innen der Suchthilfe, Suchtselbsthilfe, frauenspezifischen Beratung sowie der gynäkologischen und geburtshilflichen Versorgung disseminiert wurde, angesprochen.

Die Erhebung ist inzwischen abgeschlossen und es liegen erste Ergebnisse vor. In einem ersten Fachgespräch mit Expert*innen aus den verschiedenen Sektoren wurden diese Zwischenergebnisse im Juli 2018 diskutiert und Ideen für Handlungsansätze entwickelt. Im März 2019 werden die Projektergebnisse im Rahmen eines Fachgesprächs einer breiteren Fachöffentlichkeit präsentiert.